Kirchweiler und seine Historie (Seite 2)
 

Im Jahre 1563 hatten folgende Herrschaften Zehntberechtigung in Kirchweiler. Von den zu leistenden Abgaben erhielten
           ¼ die Herrschaft von Chriechingen
           ¼ die Herrschaft von der Mark (Kasselburg)
           ½ der Pfarrer zu Steinborn.
 

Das kurfürstliche Amt Daun war in Zendereien gegliedert. Die Zenderei umfasste mehrere Dörfer. Der Zender war nicht der Bürgermeister, sondern ein vom Kurfürsten bestellter „Beamter“, der das Hochgebot, die Polizeigewalt einschließlich Verhaftungsrechte ausübte. Er wurde auch bei der Erhebung der Steuern und Abgaben herangezogen und aus der Kellerei Daun besoldet. Der Zender war bei der Rechtsweisung beteiligt und ihm war ausdrücklich das Recht der Grenzweisung übertragen. Wurden Marksteine zwischen den einzelnen Dörfern neu gesetzt, musste sein Einverständnis eingeholt werden. Zur Zenderei Kirchweiler gehörten im 16. Jahrhundert Berlingen, Essingen, Hinterweiler, Kirchweiler und Rockeskyll. Die Zendereien wurden in regelmäßigen Abständen in ihren Rechtsverhältnissen überprüft und evtl. Änderungen schriftlich festgehalten. Diese Beschreibungen konnten erst 1625 „wegen der schlechten Luft“ wieder aufgenommen werden. Auch in Kirchweiler herrschte die Pest, die einen Großteil der Bevölkerung dahin raffte wie auch die Bevölkerungsentwicklung zeigt.
Für die Zendereien Kirchweiler befand sich die Richtstätte (Galgen) des Kampbücheler Hochgerichts in Kirchweiler auf „Michelsfuß“. Bereits 1490 im Weistum des Hochgerichts Kampbüchel heist es: „Eines der vier Hochgerichte liegt auf Michelsfoiss“ Heute gibt es noch die Flurbezeichnung „Michelswies“. Auf einer Karte des Amtes Daun von 1683 ist der Galgen eingezeichnet. Der Büttelhof lag zwischen Kirchweiler und Berlingen, vermutlich auf Gemarkung Berlingen. Die Bezeichnung „Büttel“ kann mit Häscher, Henkersknecht, Gerichtsbote übersetzt werden, das bedeutet, dass die Einnahmen und Erträge aus dem „Büttelhof“ zur Kostendeckung für Hinrichtungen und Gerichtskosten verwandt wurden. In Kirchweiler gab es ein eigenes Untergericht, dass über zivilrechtliche Streitigkeiten richtete und schlichtete. Das Gericht war mit 7 Schöffen besetzt, die gleichzeitig auf Schöffe am Hochgericht „Kampbüchels“ in Daun waren.
Interessant ist auch, dass 1483 ein Mühlsteinbruch „Steinkule, wo dyff (tief) unter der Erde, die Steine mit Kertzen (licht) gegraben werden“ erwähnt wird. Pro Mühlstein waren 3 Albus an die kurfürstliche Kellerei Daun zu zahlen. In den Kellereirechnungen von 1774 wird eine Einnahme von der neu erbauten Mühle in Kirchweiler verzeichnet. Vermutlich bestand schon viel früher eine Mühle; darauf weist auch die Flurbezeichnung „Auf der alten Mühle“ ca. 100 m oberhalb der „obersten Mühle“ hin. 1826 gab es in Kirchweiler zwei Mühlen, die „Oberste und die Unterste Mühle“, die beide aus der Klingelbornquelle, dem Kirchweiler Bach gespeist wurden.
Die Bevölkerungsentwicklung: um 1600 gab es 16 Feuerstellen bzw. 16 Haushalte.
1624 verzeichnete Kirchweiler 13 Feuerstellen, Haushalte davon
ernährten sich 11 Haushalte von der Landwirtschaft, 1 Handwerker (vermutlich Müller) und 1 Person ist ohne Beruf. Der größte Landwirt hatte 18 Morgen Land und erntete 6 Wagen Heu. In Kirchweiler gab es 35(!) Pferde, 72 Schafe und 4 Bienenstöcke.
Aus den Beiträgen zur Orts- und Pfarrgeschichte der alten Pfarrei Steinborn von Alois Hammes ist auf Seite 75 vermerkt: „in der Gemeinde Weiler seind die Einwohner dergestalten verstorben und verarmt, dass nur noch 3 Haustätten übrig, die dem Almosen nachgehen ; der
letzte Lehnsmann ist der Zender daselbst gewesen, der Anno 1643 von den Lothringischen umgebracht wurde.
1654, nach den Pestjahren und dem 30 jährigen Krieg, nur noch
6 Feuerstellen. 1684 ist die Zahl der Feuerstellen wieder auf 10 angewachsen. Je Feuerstelle kann von mindestens 5 Personen ausgegangen werden.
1787 hatte Kirchweiler 183 Einwohner, die Größe der Gemarkung betrug 630 ha
1830 hat Kirchweiler 288 Einwohner und 49 Herdstellen
1862 376 Einwohner
1894  396 Einwohner, 73 Familien,
32 Fam. Im Ackerbau, 7 Handwerker, 3 im Handel, 28 Tagelöhner, 3 Staatsbedienstete,
60 Kühe, 70 Ochsen, 70 Jungvieh, 8 Pferde, 29 Schweine, 12 Ziegen und 86 Schafe.
 
Pfarrei Kirchweiler: (hier wird auf die eigene Chronik verwiesen)

Die Pfarrei Steinborn war im Mittelalter eine der größten und bedeutendsten Eifelpfarreien. Kirchweiler gehörte zur Pfarrei Steinborn; die Messen wurden in Kirchweiler durch einen Kaplan oder Vikar gelesen. Erst 1803 wurde Kirchweiler mit den Orten Hinterweiler und Hohenfels eigene Pfarrei. Die Erwähnung des Namens „Kirscheitswilre“ im Jahre 1323 zeugt davon, dass in Kirchweiler schon zu dieser Zeit eine eigene, wenn auch kleine Kappelle bestand. Auch 1567 – 1619 wird das Vorhandensein einer Kapelle bezeugt. Die heutige Kirche, die dem Heiligen Petrus geweiht ist, stammt aus dem Jahre 1810, der Turm folgte 1821. 1945/47 wurde das Kirchenschiff verlängert. 1680 wird auch die erste Glocke nachgewiesen. Die älteren Glocken von 1680 und 1790 wurden 1862 durch 3 neue Glocken abgelöst, die dem Heiligen Petrus, Johannes und Maria gewidmet waren. Diese Glocken fielen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg zum Opfer. Besonders erwähnenswert ist die Orgel, ein Kleinod des berühmten Orgelbauers Klais aus Bonn, die 1901 erbaut wurde.

 
Schulwesen: etwa um 1790 gab es die erste Schule in Kirchweiler (heutiges Anwesen Ewald Klaus) 1835 wurde eine neue Schule errichtet (heutiges Anwesen Schmit Nikolaus u. Christian). 1840 besuchten 46 Mädchen und 41 Jungen die Volksschule. Sie wurden von einem Lehrer unterrichtet. 1911 wurde dann erneut eine Schule gebaut (heutiges Anwesen Heinrich Käb. Die zweiklassige Volksschule wurde 1971 aufgelöst .
Auswanderungen: In der Zeit von 1843 bis 1887 sind insgesamt 113 Personen, davon 17 Familien und 20 Einzelpersonen nach Nordamerika ausgewandert.
 
Wasserversorgung: 1853 wurde die erste Wasserleitung in Tonröhren von einer Quelle im Bruchborn zu 2 Kümpfen (Laufbrunnen) (heutiges Anwesen Görgen Heinz und Anwesen Ökonomiegebäude Jakobs Christoph) gebaut. Vor dieser Zeit wurde das Wasser aus der Bach bzw. aus Pfützen entnommen. Im Laufe der Jahre wurden die Kumpstellen im Dorf erweitert und mit Handpumpen versehen. 1890 hat die Gemeinde im Distrikt „Weisbruch“ 5  Wiesengrundstücke mit Quellen erworben. Die Zuleitung zum Dorf erfolgte über Steingut-rohre in sogenannte Brunnentröge. Direkte Hausanschlüsse wurden nur in die Schule und ins Pfarrhaus verlegt. 1911 wurde dann nach einem Bürgerbegehren  von 60 Familien eine Wasserleitung  kompl. Wasserleitung mit Hochbehälter und Hausanschlüssen geplant. Obwohl das Gesamtprojekt im Juli 1914 für rd. 21.000 RM ausgeschrieben war, kam der Bau wegen des Kriegsausbruchs nicht zustande. 1921 wurde die Wasserleitung mit einem Submissionsergebnis von 185000 RM erneut ausgeschrieben und in 1923 fertig gestellt.

Anfang 1970 wurde dann wegen ständigem Wassermangel die Wasserleitung Kirchweiler an das Gruppenwasserwerk Daun-Struth, das sich auf Kirchweiler Gemarkung befindet angeschlossen.

 

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